Autokauf: Extras sind keine Geldanlage

[AD 107] 
Ist die Entscheidung für Marke, Modell und Motorisierung einmal gefallen, stehen Autokäufer vor der nächsten Entscheidung: Welche Ausstattung soll das Fahrzeug haben? Die Wahl der Extras fällt nicht weniger leicht - wirkt sie sich doch nicht nur auf den Komfort aus, sondern in gewisser Weise auch auf den Wiederverkaufswert. Doch Experten warnen, teure Sonderausstattungen nur aus Gründen eines vermeintlich besseren Werterhalts des Autos zu ordern. Denn Lederpolster, Audio- und Navigationssysteme sind zwar angenehm an Bord zu haben - aber keine gute Geldanlage.

Die Ausstattung spiele beim Wiederverkaufswert schon eine Rolle, sagt Jürgen Schönleber von der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) in Ostfildern. Die DAT ermittelt unter anderem den Verkaufswert von Gebrauchtwagen. Allerdings gebe es keine Regel, was alles an Bord sein muss. So verliert laut Schönleber eine teure Audio-Anlage in einem Kleinwagen stärker an Wert als in einem Oberklasse-Fahrzeug. Andersherum lasse sich eine Oberklasse-Limousine weniger erfolgreich vermarkten, wenn erwartete Extras wie Lederpolster oder ein Navigationssystem fehlen. «Die Ausstattung muss zum Fahrzeug passen.»

Darauf weist auch Nick Margetts vom Marktforschungsunternehmen Jato Dynamics in Limburg hin: «Je nach Segment sind bestimmte Punkte ein Riesenplus oder ein Riesenminus. Sachen, die bei den Luxusautos selbstverständlich sind, sind es bei den unteren Segmenten noch lange nicht.» Dabei sieht Margetts den Nachteil vor allem darin, dass teure Zusatzausstattungen in unteren Fahrzeugsegmenten von späteren Gebrauchtkäufern nicht honoriert werden.

Das Problem «extrem hoch» ausgestatteter Fahrzeuge ist nach Angaben von Kurt Kolb, Analyst beim Marktbeobachter Bähr & Fess Forecasts in Saarbrücken, dann oft eine lange Standzeit. Denn zu ihrem eigentlichen «Wert» lassen sich diese Autos nicht veräußern. «Die Akzeptanz, solch ein Fahrzeug zu erwerben, ist zwar hoch. Die Mehrausstattung wird aber nicht bezahlt.» Der Verkäufer müsste daher mit dem Preis auf das Niveau eines Standardfahrzeugs herunter gehen.

«Vernünftige, nicht überteuerte Extras» wie beispielsweise eine Klimaanlage machten aber auch in einem Kleinwagen noch Sinn, sagt Kolb. «Wenn man darüber hinaus Extras einbaut, kann das den Wiederverkauf erschweren.» Wichtig ist es nach Ansicht von Nick Margetts auch, sich die Farbwahl genau zu überlegen: «Wenn Sie das falsche Auto in Weiß oder Rot haben, sind das Faktoren, die ganz heftig zu Buche schlagen», warnt der Experte.

Angesichts der Diskussion um Fahrverbote für ungefilterte Diesel bei Feinstaubalarm wirke es sich bei Dieselmodellen außerdem negativ aus, wenn sie über keinen Partikelfilter verfügen. Außerdem sollte die Abgasnorm mindestens Euro 4 betragen. Auch eine umfangreiche Sicherheitsausstattung sei von Vorteil. «Alles, was danach kommt - Sitzheizung, Schiebedach oder elektrische Sitzverstellung -, ist "nice to have"», sagt Margetts. «Da geben Sie aber nur Geld aus, in der Hoffnung auf einen hohen Restwert, und sehen es nie wieder.»

Bei der Frage, welche Zusatzausstattung sinnvoll ist - oder pure Geldverschwendung -, kommt es laut Margetts mitunter auch auf den richtigen Riecher an. «Der Clou liegt darin, zu erkennen, was an der Grenze zur Serienausstattung liegt - und das dann mit zu ordern.» Denn wird das Extra in nächster Zeit bei Neuwagen zum Serienstandard, kann es bei einem späteren Wiederverkauf des Autos nur vorteilhaft sein, wenn es diese Ausstattung bereits als Gebrauchter an Bord hat.

Allerdings dürfte das für die meisten Autokäufer schwierig einzuschätzen sein, wie Jürgen Schönleber von der DAT einräumt. «Wie der Markt in fünf Jahren sein wird, weiß heute niemand ganz genau.» Bereits durch einen Anstieg der Spritpreise oder Diskussionen über neue Emissionsgrenzwerte seien Schwankungen möglich. Prognosen für künftige Marktentwicklungen seien daher nur unter Vorbehalt möglich.

Gewisse Anhaltspunkte für die Wiederverkaufschancen liefert aber bereits die gewählte Marke. «Das, was erfolgreich als neu verkauft wird, lässt sich auch gut gebraucht verkaufen», nennt Bähr & Fess-Analyst Kolb als Faustregel. Er empfiehlt Autokäufern zudem, auf den Stand des Modellzyklusses des gewünschten Fahrzeuges zu achten. Wird es schon eine gewisse Zeit unverändert gebaut, steht möglicherweise bald ein Facelift an. Je nach Umfang der Überarbeitung kann sich auch das nachteilig auf den Wiederverkaufswert auswirken.

Entscheidend ist dabei laut Kolb, ob der Nachfolger noch eine «Beziehung» zum Vorgänger hat, «oder ihn alt aussehen lässt.» In diesem Fall sei der Ausstattungsumfang eher zweitrangig, das Auto sei bei einem Wiederverkauf generell weniger wert. Steht der Nachfolger dagegen in der Design-Tradition des erfolgreichen Vorgängermodells, «ist das immer ein Indiz für einen stabilen Restwert», sagt Kolb.

Nick Margetts warnt davor, die Ausstattung von Neuwagen für spätere Wiederverkaufschancen überzubewerten. Letztlich seien Faktoren wie Motorisierung, Kilometerleistung und allgemeiner Zustand dafür stärker ausschlaggebend. «Den Grad der Verkäuflichkeit kann man durch die Wahl der Ausstattung nur in gewissem Rahmen beeinflussen», sagt der Experte. Im Übrigen lasse sich alles irgendwann einmal verkaufen, so sein Trost - «das ist nur eine Frage des Preises.»