Sparen rückwärts

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Wer alles richtig gemacht hat, hat zum Rentenbeginn ein prall gefülltes Konto. Denn oft werden zu diesem Zeitpunkt Kapitallebensversicherungen fällig und mehrere Zehntausend Euro ausgezahlt. Bei vielen hat sich zudem im Depot oder auf dem Festgeldkonto eine stattliche Summe angesammelt. Über den Wohlstand im Alter entscheidet letztlich aber auch die richtige Strategie beim Auszahlen. «Entsparen» nennen das Fachleute. Rentenversicherungen und Bankauszahlpläne sind dabei zwei von vielen Möglichkeiten.

«Zunächst sollte man sich über die Planung für den neuen Lebensabschnitt klar werden - und dann seine Finanzen daran ausrichten», sagt Eberhard Beer vom unabhängigen Netzwerk «Die Alten Hasen». Die Organisation aus Frankfurt berät ältere Anleger auf Honorarbasis. «Die Menschen sollten zunächst einmal einen Kassensturz machen und ihre Einnahmen und ihr Vermögen analysieren.»

Eine Möglichkeit, das Vermögen zu verzehren, sind Rentenversicherungen mit Einmaleinzahlung. Dabei zahlt der Versicherungsnehmer einen größeren Betrag ein und erhält Monat für Monat eine feste Summe darauf zurück. «Für Leute, die superalt werden, ist das eine prima Sache», sagt Max Herbst von der unabhängigen Finanzberatung FMH in Frankfurt. Da aber niemand die eigene Lebenserwartung vorhersagen kann, sei auch die Rendite der Versicherungen nicht vorherzusagen.

«Wenn man früh stirbt, ist das Geld dann weg», sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. Zwar gibt es auch Versicherungen, die eine Rentengarantiezeit von beispielsweise zehn Jahren enthalten. Dies wirke sich allerdings negativ auf die monatliche Rentenhöhe aus. Die Garantiezeit sei daher auch nur dann sinnvoll, wenn Angehörige da sind, die etwas erben sollen: «Wenn es keine Erben gibt, brauche ich keine Garantiezeit.»

Eine Anlageform mit hoher Sicherheit sind Bankauszahlpläne. Hier zahlt der Anleger ebenfalls einen größeren Betrag ein und erhält anschließend über einen vorher festgelegten Zeitraum eine monatliche Zahlung. Das Geld wird dabei zu einem festen Satz von der Bank verzinst. «Bankauszahlpläne sind unabhängig von den Kursschwankungen an den Finanzmärkten», erklärt Max Herbst. Zugleich stehe die Rendite anders als bei Rentenversicherungen im von Anfang an fest.

Der Sicherheit von Banksparplänen steht aber ein gewichtiger Nachteil gegenüber: «Ein Bankauszahlplan ist sehr starr. Der Kunde hat in der Regel nicht die Möglichkeit, vor Ende der Vertragslaufzeit wieder auszusteigen», sagt Eberhard Beer. Gerade im Alter sei es aber wichtig, dass Menschen jederzeit auf ihr Geld zugreifen können. Beer rät daher zur Anlage in Investmentfonds - aus dem Topf können Ruheständler dann monatlich einen bestimmten Betrag entnehmen.

Zu dieser Lösung rät auch Niels Nauhauser. Den verbreiteten Rat, im Alter nicht oder nur wenig in Aktienfonds zu investieren, kann er dabei nicht teilen: «Die Entscheidung, ob in Aktienfonds oder in Rentenfonds mit festverzinslichen Papieren investiert wird, sollte allein von der persönlichen Risikobereitschaft abhängen - nicht vom Alter.» Denn auch Rentner planten oft, ihr Geld über einen längeren Zeitraum anzulegen, so dass sich Aktienfonds lohnen.

Das untermauert die steigende Lebenserwartung: Immerhin hat ein heute 65-Jähriger laut Statistischem Bundesamt im Schnitt noch rund 17 Jahre zu leben. Niels Nauhauser empfiehlt Anlegern Indexfonds, die ein Börsenbarometer wie den Deutschen Aktienindex (DAX) abbilden und besonders kostengünstig sind. Eberhard Beer rät darüber hinaus zur Kombination mit einem «Pufferkonto»: Dabei werden in guten Zeiten Überschüsse aus dem Investment-Depot auf ein Tagesgeldkonto überwiesen.

«Das verschafft einen finanziellen Puffer für vorhergesehene und unvorhergesehene Ausgaben», erklärt Beer - und eine gewisse Unabhängigkeit von der Börse in schlechteren Zeiten. Auf dem Tagesgeldkonto können Kunden jederzeit an ihr Geld heran. Eine Reserve von etwa vier Monatseinkünften sollte aber immer für Notfälle auf dem Tagesgeldkonto liegen bleiben.

Neu anlegen im Alter - Mit oder ohne Kapitalverzehr

Wer 100 000 Euro zu einem Zinssatz von vier Prozent in einen Bankauszahlplan anlegt und sich Monat für Monat 450 Euro auszahlen lässt, hat sein Kapital erst nach 33 Jahren verzehrt. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kann sein Geld auch ohne Kapitalverzehr anlegen - dann bekommt der Kunde nur die Zinsen ausbezahlt, das Kapital bleibt unangetastet. Bei gleichen Konditionen bekäme der Kunde dann immerhin noch 326 Euro pro Monat - ohne zeitliche Begrenzung. Diese Möglichkeit eignet sich für alle, die das Geld weiter sparen oder vererben wollen.