Private Equity

Sie werden von vielen «Heuschrecken» genannt, treten häufig an Verhandlungstischen auf und verdienen eine Menge Geld. Gemeint sind Kapitalbeteiligungsgesellschaften, die vom Geschäft mit Firmenkäufen leben. Die Renditen der so genannten Private-Equity-Fonds sind besser als deren Ruf.

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Lange profitierten davon nur finanzstarke Großinvestoren, inzwischen lockt die Branche aber auch zunehmend Privatanleger. Dabei sind die Finanzprodukte kaum für sie geeignet, kritisieren Experten. Es geht um das ganz große Geld: Private-Equity-Gesellschaften sammeln außerbörsliches Kapital zum Teil in Milliardenhöhe. Damit kaufen sie Unternehmen, päppeln sie auf und steigen dann meist nach einem Börsengang oder durch einen Weiterverkauf mit möglichst viel Profit wieder aus. So lief es beim Fernsehsender Premiere oder bei der Restaurantkette Nordsee.

Durchschnittsanleger können nicht direkt in die Beteiligungspools der großen «Firmenjäger» wie KKR, Permira oder Apax einsteigen - als «Eintrittskarte» werden sechs- bis siebenstellige Beträge verlangt. Für sie gibt es seit wenigen Jahren geschlossene Dachfonds, die die Anlegergelder für eine feste Laufzeit auf unterschiedliche Zielfonds aufteilen. «Das Angebot wächst rasant», sagt Private-Equity-Experte Detlef Mackewicz vom Beratungsunternehmen Avida Advisers in München. Die öffentliche «Heuschrecken-Debatte» sei ungewollt die beste Werbung gewesen.

Dachfonds-Anbieter wie InnoVenture, RWB oder HCI bieten Anlegern die Möglichkeit, mit Summen ab 1000, 2000 oder auch 15 000 Euro in das Private-Equity-Geschäft einzusteigen. Auch monatliche Sparpläne ab 25 Euro sind inzwischen möglich. Indirekt sind die Kunden dann an mehreren Dutzend bis mehreren Hundert Firmen beteiligt. Zu den ersten deutschen Finanzdienstleistern, die Dachfonds für kleinere Geldbeutel auflegten, zählte Ende der Neunziger das Unternehmen MPC in Hamburg. «Warum sollen Privatanleger nicht die gleichen Anlagechancen bekommen wie die institutionellen?», fragt Geschäftsführer Axel Jensen.

Zwölf Prozent Rendite erzielt die Branche derzeit im Durchschnitt. Im historischen Vergleich erwirtschaften Private-Equity-Fonds jährlich drei bis fünf Prozent mehr als Aktienanlagen und weisen geringere Schwankungen auf, erklärt Experte Stefan Jugel von der Fachhochschule Wiesbaden.

Die Erfolgsbestätigung deutscher Dachfonds steht jedoch noch aus: Bisher hat noch keiner von ihnen seine volle Laufzeit von häufig zehn Jahren beendet. Experten wie Jugel und Mackewicz sind skeptisch, dass die Dachfonds tatsächlich hohe zweistellige Renditedimensionen erreichen werden. Grund dafür: Das Einsammeln verhältnismäßig kleiner Beiträge von zahlreichen Anlegern verursacht höhere Fixkosten für Marketing, Vertrieb und Verwaltung als bei Einzelfonds.

Bei manchen Private-Equity-Fonds für Privatanleger sind die Kosten sogar so hoch, dass nur drei Viertel des Anlegergeldes überhaupt in die Investition fließen. Zu diesem Schluss kommt die in Berlin erscheinende Zeitschrift «Finanztest» (Ausgabe 10/2005). Sie warnt vor vier von elf geprüften Angeboten. Vor allem Sparpläne erwiesen sich als Kostentreiber. Laut den «Finanztest»-Berechnungen müssen die für Kleinanleger zugänglichen Fonds daher ein hohes Plus pro Jahr erzielen, damit am Ende ein Ausstieg ohne Verlust möglich ist. «Das ist eine echte Renditebremse», urteilt Redakteur Michael Sittig.

Generell gilt: Private-Equity-Produkte sind nichts für schwache Nerven. Das Geld ist mehrere Jahre lang gebunden, ein vorzeitiger Ausstieg ist nicht vorgesehen. Höhere Renditechancen werden mit dem Risiko eines Totalverlusts bezahlt. Denn Beteiligungsgeschäfte können auch schief gehen. «Die Unterschiede zwischen den sehr guten und sehr schlechten Fonds sind bei Private Equity besonders groß», sagt Stefan Jugel von der Fachhochschule Wiesbaden.

Der Erfolg hängt stark von den Fondsmanagern der in der Öffentlichkeit sehr zurückhaltenden Branche ab. In was investiert wird, steht außerdem vorher selten fest. Die Qualität eines Fonds sei daher «für die meisten Privatanleger kaum zu beurteilen», wie Detlef Mackewicz von Avida Advisers erläutert.

An der Attraktivität der Anlageform zweifeln Experten zwar nicht, raten dazu aber nur markterfahrenen Anlegern - mit ausreichendem Spargroschen. Private Equity sollte laut Detlef Mackewicz eine Beimischung von nicht mehr als zehn Prozent der gesamten Anlagesumme ausmachen. Wer also plant, 10 000 Euro zu investieren, sollte mindestens über einen Depotwert von 100 000 Euro verfügen.

Anlegern, die weniger Geld auf der hohen Kante haben und dennoch in Private Equity einsteigen wollen, empfiehlt Mackewicz Zertifikate, die sich am «LPX-Index» orientieren. Er umfasst die wichtigsten Private-Equity-Firmen. Eine Alternative ist der Kauf einzelner Aktien von börsennotierten Beteiligungsgesellschaften. So können auch Durchschnittsanleger zumindest das Gefühl genießen, bei den ganz großen Deals mitzumischen.