Co-Branding: Punkte und Rabatte nebenbei

In Deutschland teilen sich vier Systeme den Markt untereinander auf: Mastercard, Visa, American Express und Diners Club. Die Marktführer Mastercard und Visa geben die Karten aber nur im Zusammenspiel mit einer Bank heraus - und da hat jede ihre eigenen Preise und Extras.

[AD 107]

Noch unübersichtlicher ist die Lage geworden, seit die Branche immer stärker auf das so genannte Co-Branding setzt. Dabei kommt ein weiterer Partner in das Boot, der die Kreditkarte zugleich als Kundenkarte nutzt. Jedes größere Unternehmen bedient sich inzwischen dieses Instruments.

Neben der Kreditkarten-Funktion winken dem Kunden bei diesem System allerlei zusätzliche Rabatte und Vergünstigungen. Deren Wert ist schwer bezifferbar und manchmal auch nur ideell. Die Palette umfasst Bonuspunkte oder -meilen, Kundenmagazine oder -kalender, Reise-Zusatzleistungen und immer wieder Versicherungen. Manchmal wird auch die Jahresgebühr bei Erreichen eines bestimmten Umsatzes oder nach Ausfüllen eines Marketing-Fragebogens erlassen.

Gratis dazu gibt es ein individuelles Kartendesign - für viele ebenfalls ein Anreiz. So können sich Inhaber der neuen "Michael-Schumacher-Kreditkarte" ein wenig im Reichtum des Formel-1-Seriensiegers sonnen. Allerdings ist bei dieser Karte nicht sofort ersichtlich, zu wem eine Geschäftsbeziehung entstanden ist: zum Rennfahrer, zur Deutschen Vermögensberatung, zur Deutschen Bank oder zu Euro-/Mastercard, deren Namen jeweils auf der Karte prangen.

Vor allem das Co-Branding hat der Kreditkarten-Branche zu einem Marktwachstum von 8,7 Prozent verholfen. Zuvor hatten sich Anzeichen einer Stagnation bemerkbar gemacht. 20,8 Millionen Karten sind derzeit in Deutschland im Umlauf. Davon entfallen nach Angaben des in Hamburg erscheinenden Informationsdienstes Source 51 Prozent auf Euro-Mastercard, 40,9 Prozent auf Visa, 7 Prozent auf American Express und 1,1 Prozent auf Diners Club. Der Name Eurocard wird nach einer Fusion in Kürze komplett zu Gunsten von Mastercard verschwinden.

Auf der Seite der Banken ist Co-Branding vor allem für jene interessant, die offensiv Neukunden an Land ziehen wollen. Dabei geht es oft weniger um den reinen Kartenumsatz, sondern um so genannte Anschlussgeschäfte, etwa mit Krediten und Versicherungen. Zudem ist angesichts des annähernd gesättigten Marktes ein heftiger Verdrängungswettbewerb ausgebrochen: Viele der neuen Co-Branding-Kunden haben bereits eine Kreditkarte, die sie dann zurückgeben.

Das wurde vor allem im vergangenen Sommer nach der Umwandlung der Karstadt-Klubkarte in eine Euro-/Mastercard deutlich. Auf einen Schlag kamen damit rund 680 000 Kunden in den Besitz einer neuen Kreditkarte, die folgende Vorteile bietet: keine Jahresgebühr sowie Teilnahme am Bonusprogramm von Karstadt, Quelle, Neckermann, der Deutschen Telekom und Tengelmann. Inzwischen liegt die Zahl der Inhaber nach Angaben der KarstadtQuelle Bank in Neu-Isenburg bei knapp 900 000. Die Karte ermöglicht auch, Monatsrechnungen in Raten zurückzuzahlen.

Eine spezielle Form des Co-Brandings bilden die so genannten Affinity-Karten. Mit ihnen gibt sich der Inhaber als Unterstützer bestimmter gemeinnütziger Organisationen, Verbände und Vereine zu erkennen. So gibt es bei American Express in Verbindung mit dem Deutschen Feuerwehrverband eine "Feuerwehrkarte" und - für Naturschützer - die "WWF Card". Drei Euro der ersten Jahresgebühr und ein ungenannter Anteil jedes Umsatzes kommen dabei dem World Wide Fund For Nature zu Gute. Bei Visa lässt sich nach ähnlichem Muster die Aids-Hilfe unterstützen.

Für Verbraucher ist es angesichts dieser Leistungen oder Abgaben schwer, einen Überblick über die wahren Kosten der Kreditkarte zu gewinnen. Verbraucherschützer raten, sich bei der Entscheidung von drei Kriterien leiten zu lassen: von der Höhe der Jahresgebühr sowie von den Kosten für die Bargeldbeschaffung am Automaten und für die Nutzung im Ausland.

Vor allem dem Prestige der Inhaber dienen die Gold-, Platin- oder sonstigen V.I.P.-Karten. Für eine Jahresgebühr von bis zu 1000 Euro bieten sie meist weiteren Versicherungsschutz sowie Hilfe bei der Reisebuchung. Aber auch von einer niedrigen Jahresgebühr sollten sich Verbraucher nicht blenden lassen. Manche Karten starten nur preiswert. Die Gebühren sollten alle zwei Jahre überprüft werden.