Vermögensaufbau geht nicht ohne Risiko

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Mehr als vier Billionen Euro haben die Deutschen auf der hohen Kante liegen. Vor allem in Lebensversicherungen, auf Sparbüchern und in Bausparverträgen ist das Geld angelegt. Eine sichere Verwahrung bringt aber nur niedrige Zinsen. Mehr Vermögen - etwa für die Altersvorsorge - können Anleger nur mit risikoreicheren Produkten erwirtschaften. Den Einstieg an der Börse kann jeder wagen, der Geld zum Investieren übrig hat.

 «An der Börse gibt es nach wie vor die höchsten Renditechancen», sagt Tom Friess, Geschäftsführer beim Vermögenszentrum München. Begründet sei das im Zusammenhang von Chance und Risiko. «Wer bereit ist, mehr Risiko einzugehen, hat auch die Chance auf mehr Rendite.» Eine Beamtenlaufbahn sei schließlich auch eine sichere Sache. «Da gibt es ein festes Gehalt und eine Beschäftigungsgarantie quasi auf Lebenszeit.» Mehr Geld könne aber ein selbstständiger Unternehmer verdienen, gerade weil er sein Risiko selbst trägt.

«Sparbücher oder festverzinsliche Papiere bringen langfristig nur niedrige Renditen», sagt auch Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut (DAI) in Frankfurt. «Damit kann man sparen, den Wert des Geldes aber nicht steigern.» Aufgrund von Inflation und Steuern werde die Kaufkraft nur erhalten, aber kein Vermögen für das Alter aufgebaut.

Dennoch gehen die Deutschen bei der Geldanlage nach wie vor auf Nummer Sicher. Kaum eine Nation ist bei der Geldanlage so wenig risikobereit wie die Deutschen. Bei der Fondsanlage etwa sind andere weitaus forscher, heißt es beim Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) in Frankfurt, dem Branchenverband der Fondsgesellschaften.

Während in Großbritannien und Japan mehr als 70 Prozent und in den USA immerhin 54 Prozent des Publikumsfondsvermögens auf Aktienfonds entfallen, sind es in Deutschland lediglich 32 Prozent. Der Rest stecke in risikoärmeren Renten- und Geldmarktfonds sowie in Offenen Immobilienfonds. Auch nach Angaben des DAI ist der Anteil der Aktien am gesamten Geldvermögen in Deutschland sehr gering. So besitzen heute rund 10,8 Millionen Deutsche Aktien oder Anteile an Aktienfonds - bei einer Bevölkerung von mehr als 80 Millionen sei das «enttäuschend», sagt Leven.

Andere Anlageformen sind bei den Deutschen weitaus beliebter. Nach einer Studie des B.A.T.-Freizeitforschungsinstituts in Hamburg haben 61 Prozent der Deutschen zur Vorsorge eine private Lebensversicherung abgeschlossen. Zudem vertrauen die Befragten vor allem auf eigene Immobilien, Bausparverträge und Sparbücher. Lebensversicherungen sind zwar eine sichere Wahl. Sie bringen auf Dauer aber immer weniger.

Zum wiederholten Mal haben die Versicherer kürzlich zum Beispiel den Deklarationszins für die Policen gesenkt, der angibt, zu welchem Satz das Versicherungsguthaben verzinst wird. Für das Geschäftsjahr 2006 beträgt der Satz nach Angaben des Branchendienstes «Map Report» in Artlenburg (Niedersachsen) nun 4,22 Prozent. Auf zehn Jahre gesehen war das die neunte Senkung in Folge. Für einen konsequenten Vermögensaufbau sind Lebensversicherungen allein daher wenig vorteilhaft, urteilt Tom Friess. Er rät Anlegern, selbst mehr Verantwortung für ihren Vermögensaufbau und die Vorsorge zu übernehmen.

Das Risiko von Verlusten müssten Anleger dabei in Kauf nehmen. «Wir sind es in Deutschland zwar gewohnt, dass immer alles geregelt ist. Das geht am Aktienmarkt aber nicht. Da muss ich das Risiko halt selbst tragen.» Das liegt daran, dass Anleger mit einem Aktieninvestment selbst zum Anteilseigner werden, erklärt Leven.

Quasi als Unternehmer tragen sie das Risiko von Verlusten mit. «Der Aktionär stellt einem Unternehmensvorstand Risikokapital zur Verfügung», fasst Leven zusammen. Das werde beim Erfolg des Unternehmens am Markt dann entsprechend besser vergütet - durch steigende Kurse.

Ebenso sollten sich Anleger aber darum kümmern, das Risiko ihrer Anlage zu begrenzen. Volker Sperrhacke rät Einstiegswilligen, auf jeden Fall nur Geld an die Börse zu bringen, das langfristig zur Verfügung steht - so genanntes Spielgeld. Dazu sollten sie zunächst mit sicherheitsorientierten Anlageformen eine feste Basis ansparen. Geeignet dazu seien Tagesgeldkonten oder Festgelder, sagt der Experte, der beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband in Berlin für das Privatkundengeschäft zuständig ist. Wer monatlich 100 Euro oder langfristig eine Summe von rund 5000 Euro übrig hat, könne dann in Erwägung ziehen, diese in Aktien oder Fonds zu investieren.

Tom Friess rät Anfängern, das Sammeln von Erfahrungen langsam anzugehen. «Das ist wie beim Autofahren. Da steigen Sie ja auch nicht gleich in einen Formel-Eins-Wagen und fahren über den Nürburgring.» Vielmehr fahre man zunächst einmal bei anderen mit und lasse sich beraten. Bei Online-Händlern könne man etwa zunächst ein Musterportfolio im Internet erstellen und sich ein wenig ausprobieren.