Rohstoffe: Kein sicherer Hafen

Auf den Aktienmärkten ging es vielen Anlegern in den vergangenen Wochen viel zu stürmisch zu. Als sicherer Hafen gilt in solchen Krisenzeiten zum Beispiel Gold - und auch dieses Mal haben viele gekauft, was der Markt hergab. Manche Experten sagen sogar, ob Krise oder nicht: Ins Depot gehören einige Prozent Rohstoffanteile - Öl oder Edelmetalle.

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Die Möglichkeiten, das Ersparte in die vermeintlich wertstabilen Anlagen zu stecken, sind für Privatanleger recht begrenzt. Außerdem sind sie nicht ohne Risiko. Rohstoffanlagen sollten bei Privatanlagen deshalb grundsätzlich nur eine Beimischung im Portfolio sein, rät Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz in Düsseldorf.

Wer investieren will, muss wissen, dass die Preise von Öl und Gold, aber auch Getreide und anderen Edelmetallen an sogenannten Terminmärkten gebildet werden. Dort werden Verträge über Preise für die Rohstoffe gehandelt, die zu einem bestimmten Zeitpunkt bezahlt und geliefert werden.

Im Prinzip können Privatanleger eigentlich nur im Fall von Gold ihr Geld in etwas wirklich Greifbares stecken - das hat in den vergangenen Wochen zu einem regelrechten Ansturm auf die Goldschalter von Banken geführt. «Von Gold wird angenommen, dass es krisensicher ist. Es ist aber gar nicht wertstabil», sagt Anlageexperte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart.

Der Anlageexperte Prof. Olaf Stotz von der Frankfurt School of Finance in Frankfurt hält von Investitionen in reale Rohstoffe wie Goldmünzen oder Barren entsprechend wenig: «Das bringt keinen Ertrag. Die einzige Hoffnung sind Preisveränderungen, von denen ein Käufer beim Verkauf wieder profitieren könnte.» Der Preis kann aber sowohl nach oben als auch nach unten ausschlagen: Allein im vergangenen Jahr schwankte der Preis für eine Feinunze zwischen 750 und 1000 US-Dollar. «Im gesamten Rohstoffmarkt steckt viel Spekulation.»

Um sich diese Veränderungen der Preise zunutze zu machen, gibt es zum Beispiels Fonds. Sie beziehen sich über Indizes oder Zertifikate quasi direkt auf die Preisentwicklung von Rohstoffen an Terminmärkten: «Sie haben sich in der Vergangenheit zum Teil sehr gut entwickelt», sagt Stotz. Ganz ohne Risiko sind diese Anlagen, zu denen zum Beispiel Exchange Traded Funds (ETF) oder Exchange Traded Commodities (ETC) gehören, allerdings auch nicht.

Während ETFs auf die Entwicklung sogenannter Rohstoffindizes setzen können, die die Preisentwicklung verschiedener Rohstoffe, ähnlich einem Aktienindex, abbilden, beziehen sich ETCs als Sonderform meist auf einen Rohstoff. «Selbst wer als Anleger die Entwicklung der Rohstoffpreise richtig einschätzt, kann mit seinen Rohstoffinvestitionen Verlust machen», warnt Nauhauser. Das liege zum Beispiel an Dollarkurs-Schwankungen und den Eigenheiten der Terminmärkte.

Vor allem von Rohstoffzertifikaten sollten unbedarfte Anleger, die die komplexen Strukturen hinter diesen Schuldverschreibungen nicht verstehen, deshalb seiner Ansicht nach die Finger lassen. Ein weiterer Grund für diesen Ratschlag sei auch, dass sie - wie die Käufer von Lehman-Zertifikaten - bei einer Pleite des Emittenten leer ausgehen könnten.

Für die sinnvollste Variante, sich an Rohstoffen zu versuchen, hält Stotz Aktienfonds, die sich auf Papiere von Rohstoffunternehmen wie Ölkonzernen, Bergbauunternehmen oder Düngemittelherstellern konzentrieren. Die Kursanstiege fallen oftmals umso höher aus, je größer die Preissteigerungen des jeweiligen Rohstoffs sind, erklärt der Experte. Außerdem könnten Anleger auch von teilweise ansehnlichen Dividendenrenditen profitieren.

Um das Risiko zu streuen, sollten Anleger aber unbedingt auf verschiedene Branchen und große Fonds setzen, rät Cabras: «Finger weg von Einzelwerten.» Denn neben Währungsschwankungen spielen bei Rohstofftiteln auch Einflüsse wie Streiks bei den jeweiligen Unternehmen oder die Nachfrageentwicklung eine Rolle. Diese Faktoren seien für Anleger nur schwer zu durchschauen.

Gold richtig absichern

Wer sein Geld tatsächlich in Gold anlegen will, sollte unbedingt auf die richtige Absicherung achten. Werden Barren oder Münzen zu Hause aufbewahrt, sollte die Hausratversicherung angepasst werden, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. Am besten sollten die Wertgegenstände in einem Safe aufbewahrt werden. Wer zu Hause nicht über solche Möglichkeiten verfügt, kann zum Beispiel auch ein Bankschließfach mieten.