Abrufkredite bieten Flexibilität auf Pump

Ein Abrufkredit bietet günstigere Zinsen als ein Dispo- oder Ratenkredit. Dazu ist er sehr flexibel, weil jederzeit rückzahlbar. Angeboten wird die Kreditform überwiegend von Direktbanken. Einige Sparkassen, Geschäftsbanken und Nischeninstitute haben sie ebenfalls im Programm.

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Um an das Geld zu kommen, reicht meist ein Abrufkredit-Antrag. Beim Gros der Darlehensgeber funktioniert dies über das Internet oder per Telefon, bei Filialbanken auch in den Geschäftsstellen. In der Regel muss man keine Sicherheiten mitbringen, aber in die Schufa-Überprüfung einwilligen und die persönlichen Daten ins Internet eingeben.

Der Abrufkredit-Vertrag selbst wird meist schriftlich in Papierform geschlossen. Innerhalb kurzer Zeit verfügt der Verbraucher dann über einen Kreditrahmen, der sich üblicherweise zwischen 5000 und 25 000 Euro bewegt. Die Bereitstellung erfolgt meistens kostenlos.

Der Kreditrahmen des Abrufkredits kann ganz, teilweise oder auch wiederholt beliebig beansprucht werden. In der Praxis bedeutet dies: Wer 1000 Euro für die neue Waschmaschine braucht, nimmt von den bewilligten 25 000 Euro nur 1000 in Anspruch. Zinsen werden ausschließlich auf den abgerufenen Betrag fällig.

Die Zinssätze von Abrufkrediten liegen oft deutlich unter denen anderer Darlehen. Der Teufel steckt jedoch im Detail. Die Zinshöhe kann von der Bonität abhängig sein. Vorsicht ist auch bei Hinweisen wie «0,0 Prozent in den ersten sechs Monaten» oder «ab 2,99 Prozent» angebracht. In der Realität kann der Zins schnell auf 12 bis 16 Prozent steigen. Da der Zinssatz variabel ist, muss je nach Marktentwicklung mit steigenden Zinsen gerechnet werden. Vor Abschluss mit einer vermeintlich billigen Internetbank kann es daher gut sein, Angebote der Bank um die Ecke zu prüfen.

Im Unterschied zu dem an eine bestimmte Laufzeit und Belastung geknüpften Ratenkredit sind die Rückzahlungsmodalitäten des Abrufkredits elastisch. Möglich sind sowohl frei gestaltete Monatsraten als auch eine Tilgung auf einen Schlag. Manche Institute verlangen nach Auskunft von Nauhauser feste Mindestbeträge.

Bei der Augsburger Aktienbank beträgt die monatliche Rückzahlungsrate laut Sprecher Thomas Roßmann etwa 21 Euro pro 1000 Euro Kredithöhe. Bei steigenden Zinsen bleiben in der Regel die Raten gleich, dafür verlängert sich die Laufzeit. Üblicherweise sind Sonderzahlungen jederzeit möglich, so dass Urlaubsgeld oder ein unverhofftes Erbe zur Tilgung eingesetzt werden können. Außerdem gibt es keine Kündigungsfristen. Vorfälligkeitsgebühren fallen ebenfalls nicht an.

Die hohe Flexibilität ist aber auch ein Risiko des Abrufkredits. Die Einstiegschwelle ist niedrig. Die Gefahr, dass die Schuldenspirale sich dreht und man in der Überschuldung landet, sehr groß.

Um diese Falle zu umgehen, sollte man sich «zuerst einen Überblick über die eigenen Einnahmen und Ausgaben verschaffen und dann die Kosten des Kredits genau zu prüfen». Dazu gehören auch Telefongebühren für den Kontakt zur Bank, der Abschluss einer fakultativen Kreditrisikoversicherung und vor allem der effektive Jahreszins. Er liefert zudem Anhaltspunkte für den Vergleich der unzähligen Angebote.

Zum Schutz vor finanziellem Chaos sollten Abrufkredite nicht dazu dienen, teure Dispokredite auszugleichen oder zwischen beiden Formen hin und her zu jonglieren. Vorsicht auch bei Formulierungen wie "Finanzierung ohne Schufa, ohne Bonitätsprüfung". Weitere Warnsignale sind der Verweis auf eine Finanzierung über angeblich in der Schweiz ansässige Banken oder das Kassieren einer «Bearbeitungspauschale» für angeforderte Unterlagen.

Manche Kreditanbieter kooperieren mit ausländischen Verbraucherbanken und deren Tochtergesellschaften. In solchen Fällen sollten Kunden prüfen, «wer wirklich ihr Vertragspartner ist». Wichtig ist, dass «in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen deutsches Recht vereinbart ist. Steht dies nicht im Vertrag, gilt der Sitz der Bank. Dann ist der Verbraucher im Streitfall mit ausländischem Recht konfrontiert.