Kredite "to go" aus Drogerien und Kaffeeketten

Kaffee, Kleider, Windeln und Kredite - Einzelhandelsketten erweitern ihr Sortiment um Finanzprodukte «zum Mitnehmen». Im Angebot sind Riester-Rente, Auto-, Hausrat- und Lebensversicherungen, Girokonten oder Kredite. «Das sind attraktive Märkte», begründet eine Sprecherin des Hamburger Kaffeerösters Tchibo die umfangreiche Palette an Finanzaktivitäten des Unternehmens, das bundesweit als Vorreiter gilt.

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Für die branchenfremden Geschäfte nutzen die Händler ihr großes Filialnetz, in das täglich Tausende von Kunden strömen, und ihr Markenimage. «Wir genießen bereits als Bekleidungshaus ein hohes Vertrauen. Das ist beim Geld ein ganz wichtiger Aspekt», sagt der Sprecher von C&A, Thorsten Rolfes. Die Düsseldorfer haben die Sache bisher am weitesten vorangetrieben: Sie besitzen eine eigenen Banklizenz. Die Bank sei im klassischen Sinne eine Direktbank, die über Internet oder per Telefon erreichbar ist, erläutert Rolfes.

Auf Handzetteln und Bons macht C&A Money zum Beispiel Reklame für einen Ratenkredit. Den gibt es Rolfes zufolge von 2000 Euro an aufwärts, der niedrigste Zinssatz beträgt 4,3 Prozent. Im Herbst will der Kleiderhändler einen Dispokredit auf den Markt bringen. Pläne, das Finanzgeschäft auf das Ausland auszudehnen, gibt es ebenfalls.

Finanzprodukte über fremde Ladentheken zu vertreiben, lockt inzwischen auch klassische Geldhäuser wie Deutsche Bank und Hypo-Vereinsbank. Die Deutsche Bank sitzt bei der Drogeriemarktkette Rossmann aus Burgwedel im Boot. Sie sucht auf diesem Weg neue Kunden. «Wie kommen wir an Zielgruppen, die nicht unbedingt in unsere Filialen kommen?», sagt Bankensprecher Michael Lermer in Frankfurt/Main zum Engagement. Mehr Service plus Sortimentserweiterung lautet die Begründung seitens seines Rossmann-Kollegen Josef Lange.

Kaffeeröster Tchibo, der auch schon Öko-Strom vertrieb, kooperiert nach Aussage seiner Sprecherin mit der Royal Bank of Scotland, der Astel-Direktversicherung und der HypoVereinsbank (HVB). Diese legte ein kostenloses Girokonto auf, das im Internet und über Broschüren in den Kaffee-Verkaufsstellen beworben wurde. Zusätzlich gibt es beispielsweise eine kostenlose EC- und Kreditkarte. «Wichtig ist, dass der Kunde eine Zusatzleistung erhält», erläutert die Sprecherin den Zuschnitt der Produkte. Das Konto eröffnet der Kunde bei der HVB, Tchibo fungiert als Vermittler.

Das Verfahren ist typisch. «Man sollte sehr genau auf das Kleingedruckte achten. Im Streitfall muss sich der Verbraucher mit der Bank auseinandersetzen», sagt Helga Springeneer, Referentin für Banken und allgemeine Finanzdienstleistungen des Verbraucherzentrale Bundesverbands in Berlin. Auf Beratung im Laden müssen Verbraucher verzichten - egal ob es um Riester-Rente, Kredite oder Versicherungen geht. Das Personal ist nicht in der Lage, Fragen zu beantworten. Es wird nur auf die Broschüren verweisen.

Stephanie Pallasch, Redakteurin der von der Stiftung Warentest in Berlin herausgegebenen Zeitschrift «Finanztest» warnt davor, Anträge auf die Schnelle zu unterschreiben, weil sie einfach und günstig erscheinen: «Es gilt das Gleiche wie bei Banken: vergleichen und nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass Tchibo und Rossmann günstiger sind.» Entscheidend ist die Bonität des einzelnen Verbrauchers.

Zinsmaßstab ist grundsätzlich der effektive Jahreszins einschließlich eventuell anfallender Gebühren. Vergleichsmöglichkeiten liefern Kreditrechner im Internet, in Zeitschriften oder von Verbraucherzentralen. «Wenn die Konditionen stimmen, kann man das Angebot der Ketten annehmen», sagt Pallasch.