Rechnen für den Ruhestand

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Wer aus dem Erwerbsleben in den Ruhestand wechselt, hat zwar mehr Zeit - aber in der Regel auch weniger Einkommen. Daher gehören spätestens jetzt die Geldanlagen auf den Prüfstand. Ging es im Berufsleben vornehmlich um einen Kapitalaufbau, wird mit Blick auf den Eintritt in den Ruhestand der Kapitalerhalt sowie ein «kontrollierter Verbrauch» wichtig. Sämtliche Geldanlagen gehören dann auf den Prüfstand.

Erste Planungen sollten rund zehn Jahre vor der Erwerbsaufgabe beginnen, am besten schon mit Anfang 50. «Viele machen sich zu spät Gedanken», so die Erfahrung von Tom Friess, Geschäftsführer des Vermögenszentrums München. Die frühe Planung sei wichtig, um etwa eine von mehreren Lebensversicherungen beitragsfrei zu stellen, Anleihen auslaufen zu lassen oder die betriebliche Altersvorsorge aufzustocken.

«In den letzten 10 bis 15 Jahren meiner Berufstätigkeit verdiene ich in der Regel am meisten. In dieser Zeit kann ich unter Umständen bis zu einem Drittel der gesamten Pensionssumme aufbauen», betont Friess. Um rechtzeitig Geld aus dem angesparten Vermögen ausgeben zu können, sollte man spätestens ab 50 auch Anlagen vermeiden, deren Laufzeit über das 65. Lebensjahr hinaus gehen, fügt Wolfgang Herfrid von «Die Alten Hasen» hinzu. Das bundesweite Netzwerk früherer Bankberater mit Sitz in Frankfurt am Main hat sich auf die Anlagebedürfnisse älterer Menschen spezialisiert.

An erster Stelle der weiteren Planungen muss laut Herfrid eine Vermögensbilanz von Einnahmen und Ausgaben im Ruhestand stehen. Dazu empfehle es sich, alle vermögensrelevanten Unterlagen zusammen zu tragen. Schreiben der Lebensversicherung, die Rentenauskünfte der gesetzlichen Versicherer, künftige Einnahmen aus der betrieblichen Rente sowie der Auszug aus dem Aktiendepot gehörten dazu.

Mancher verfüge darüber hinaus über Festgelder oder Immobilien. Diese sollten Eigentümer peu à peu in flüssige Mittel umwandeln, sagt Wolfgang Herfrid. «Vielleicht will ich ja auch meine eigene Immobilie verkleinern.» Darüber hinaus sei es ratsam, Aktien zu verkaufen. Diese seien auf Wachstum ausgerichtet, im Alter gehe es aber um Erhalt und Verbrauch von Vermögen. Wolfgang Herfrid zufolge gelte dabei die Regel, prozentual nur noch 100 minus das eigene Lebensalter des Vermögens in Aktien anzulegen.

Der zweite Schritt müsse darin bestehen, den regelmäßigen Einnahmen die eigenen Bedürfnisse und Wünsche gegenüber zu stellen. «Wie viel brauche ich zum Leben, zum Wohnen, für Hobbys, Auto, Anschaffungen, Reisen und die Weiterversorgung meiner Kinder?» sind laut Friess wichtige Fragen.

Kurz vor dem Ruhestand wird die konkrete Festlegung auf Auszahlpläne aktuell. So genannte Bankentnahmepläne ermöglichen es laut der Stiftung Warentest in Berlin, sich ähnlich wie ein Gehalt monatlich eine feste Summe aus dem eigenen Vermögen auszahlen zu lassen. «Dazu gehe ich mit 100 000 Euro, etwa aus einer Lebensversicherung, zur Bank, zahle die ein und vereinbare einen monatlich festen Satz über eine Laufzeit von beispielsweise 20 Jahren», erklärt Warentesterin Susanne Meunier, die die Produkte auf den Prüfstand gestellt hat.

Die Höhe der eigenen Rate sollte dabei vom zur Verfügung stehenden Vermögen und den monatlichen Ausgaben abhängen. Für unvorhersehbare Ausgaben sollte eine eiserne Reserve eingeplant werden. Dennoch seien diese vertragsgebundenen Produkte auf Grund fester Sätze und Laufzeiten unflexibel, so Stiftung Warentest. Fondsanteile hingegen könne man jederzeit verkaufen, um die Geldentnahme jederzeit dem eigenen Gebrauch anzupassen. Auch hier sei es aber möglich, monatliche Auszahlungen zu vereinbaren.

Zu solch flexiblen Formen der Auszahlung rät Bernd Katzenstein vom Deutschen Institut für Altersvorsorge in Köln. Schon in naher Zukunft würden viele Menschen auch über das 65. Lebensjahr hinaus arbeiten. Dazu komme die aktuelle Diskussion in der Politik, das Renteneintrittsalter gesetzlich nach oben zu verschieben. Es sei daher nicht richtig, «alles auf den 60. oder 65. Geburtstag hin zu planen». Auch starre Ratenauszahlungen stünden der individuellen Gestaltung des Alters im Weg.

Grundsätzlich ist es laut Tom Friess falsch, das Geld auf der hohen Kante liegen zu lassen. Besser sei es, den Lebensabend zu genießen. Und es mache schließlich auch keinen Sinn, später «der Reichste auf dem Friedhof» zu sein.

Eigene Lebenserwartung berücksichtigen

Bei der Planung der Altersfinanzen muss Experten zufolge auch die durchschnittliche Lebenserwartung berücksichtigt werden. Die aktuelle «Sterbetafel» des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden gibt die durchschnittliche Lebenserwartung eines heute 60-jährigen Mannes aktuell mit 80, die einer 60-jährigen Frau mit 84 Jahren an. Zur Sicherheit sollten zur Durchschnittslebenserwartung noch einmal fünf Jahre hinzugerechnet werden, rät Tom Friess, Geschäftsführer des Vermögenszentrums München. Euro.