Eine Hausratversicherung sollte jeder haben

Eine Silvesterrakete verirrt sich, schießt durch ein Balkonfenster - und die Wohnung steht in Flammen. Der Verursacher kann nicht gefunden werden, die Mieter stehen vor den Trümmern ihrer Existenz und bleiben auf dem Schaden sitzen, wenn sie keine Hausratversicherung (HV) haben. Doch nicht nur nach einem Brand ist diese Police Gold wert. Ob Einbruchdiebstahl, Leitungswasserschaden, Sturm oder Hagel - je wertvoller die Wohnungseinrichtung, desto wichtiger ist die HV. Sie greift im Gegensatz zur Haftpflichtversicherung bei Schäden, die der Versicherte selbst erleidet.

[AD 107] «Sinnvoll ist diese Versicherung für fast alle», sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten in Henstedt-Ulzburg (Schleswig- Holstein). «Denn je nach dem Wert des Hausrats kann man in Schadenshöhen kommen, die Existenz bedrohend sein können. Dann müssen viele wieder bei Null anfangen.» Um dies zu vermeiden, sollte nach Ansicht des Experten nahezu jeder Haushalt die Police abschließen, unabhängig vom Wert des Eigentums. Nur Studenten könnten auf eine HV verzichten. Denn selbst, wenn sie in einer eigenen Wohnung leben, greife im Schadensfall die Versicherung der Eltern, erklärt Rudnik. Dies gelte auch für Auszubildende sowie Wehr- und Zivildienstleistende.

Doch nicht nur Feuerschäden sind durch eine HV abgedeckt. Auch Überspannungsschäden durch Blitzeinschlag würden von einer guten Versicherung übernommen, sagt Rudnik. Bei Einbruchdiebstahl des Fahrrads, das zum Hausrat gehört, entscheide der Standort. Wird der Drahtesel aus Keller oder Garage gestohlen, werde er ersetzt. Steht das Fahrrad allerdings auf der Straße vorm Haus und wird geklaut, zahlt die Versicherung nichts. Rudnik rät, für solche Fälle eine Erweiterung des Versicherungsschutzes zu beantragen, wenn auch für mehr Geld.

Die HV kommt auch für Raub im Urlaub auf, jedoch nur, wenn dem Geschädigten etwas unter Androhung von Gewalt oder mit Gewalt entwendet wird. «Trickdiebstähle aus der Handtasche zählen aber nicht», warnt Rudnik. Bei Fahrlässigkeit - angekipptes Fenster, Wäsche auf der Leine oder unbeaufsichtigte Kerze - zahle niemand.

Wer im Schadensfall Probleme bei der Kostenerstattung hat, kann sich bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Bonn melden. «Wir gehen jeder einzelnen Beschwerde nach», sichert Pressereferent Peter Abrahams zu. «Wenn wir feststellen, dass etwas nicht in Ordnung ist, schreiben wir den Versicherer an.» Bei mehreren ähnlichen Fällen könne die Versicherung gezwungen werden, ihre Haltung zu ändern. Die Meldung bei der BaFin ist kostenlos. Etwa ein Viertel der Beschwerden sei erfolgreich.

[AD 107] Wer eine HV abschließen möchte, sollte dem Bund der Versicherten zufolge den Wert von Hab und Gut ermitteln. «Viele machen da große Fehler, indem sie den Wert nicht konkret, sondern mit Hilfe einer mathematischen Formel errechen», weiß Rudnik. Pauschal werden oft 650 Euro je Quadratmeter Wohnfläche angesetzt. «Wie jede statistische Zahl haut das nicht für jeden Einzelnen hin», warnt der Versicherungsberater.

Bei der Vermögensschätzung ist jedoch eines zu beachten: «Im Schadensfall erstattet die Hausratversicherung generell den Neuwert oder Wiederbeschaffungswert, nicht den weitaus niedrigeren Zeitwert», erläutert Katharina Henrich von der Stiftung Warentest in Berlin. Wird also der fünf Jahre alte Computer gestohlen, erhalte der Geschädigte das Geld, was ein gleichwertiger PC heute kosten würde.

Um eine Unterversicherung zu vermeiden, müssten alle beweglichen Gegenstände bei der Wertermittlung berücksichtigt werden. Die Badewanne oder Fenster einer Mietwohnung zählen dabei nicht mit. «Hausrat ist immer das, was man bei einem Umzug mitnehmen könnte», sagt Rudnik.

Wer in durch Naturgewalten besonders gefährdeten Gebieten wohnt, sollte sich erkundigen, was die Police alles abdeckt. Regenwasser, Hochwasser, Lawinen- oder Erdbebenschäden übernimmt die HV eigentlich nicht. «Wenn ich an einem Fluss wohne und dem Versicherer das Risiko einer Überschwemmung zu hoch ist, kann er die Police auch ablehnen», sagt Rudnik. Eventuell könnten sich Betroffene mit dem Versicherer darauf einigen, im Schadensfall eine gewisse Summe selbst zu bezahlen - ähnlich der Autoversicherung.

Die Kosten für eine HV können sehr unterschiedlich sein. «Für den Preis spielt der Wohnort eine wichtig Rolle», sagt Henrich. «Je nach Höhe des Risikos für Einbruchdiebstahl ordnen die meisten Versicherer Städte und Gemeinden Tarifzonen zu.» So kann eine HV in Hamburg zehn Euro monatlich kosten, in Würzburg dagegen nur fünf. Rudnik rät, die Angebote zu vergleichen. Dass der Versicherer vor Ort sein muss, ist nach Ansicht des Experten nicht erforderlich.

Im Schadensfall sollten Betroffene alles tun, um den Schaden zu mindern, also bei Rohrbruch beispielsweise das Wasser abdrehen, sagt Henrich. Bei Einbruchdiebstahl müsse die Polizei verständigt und eine Inventarliste erstellt werden. Das sollte am besten sofort geschehen, denn wer Verluste erst nach mehreren Wochen meldet, bekommt möglicherweise nicht alles ersetzt. Denn dann besteht für den Versicherer keine Zahlungspflicht.

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