Altersvorsorge mit wenig Geld

Endlich ist ein wenig Geld auf dem Konto. Warum ausgerechnet Berufsanfänger sofort damit beginnen sollten, eine gewisse Summe für das Alter zurückzulegen, leuchtet vielen von ihnen nicht ein. Denn knapp ist das Geld nach wie vor.

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Der Grund für das Sparen lautet: Wer früh anfängt, hat es langfristig besser. Denn ein früher Vorsorgestart bedeutet geringere monatliche Belastungen und später mehr Geld. Und auch mit wenig lassen sich Rücklagen für die Rente bilden. Sparen um jeden Preis ist allerdings der falsche Weg - schließlich gibt es auch ein Leben vor der Rente.

Vorsorge ist wichtig - aber zu viel sparen wäre auch verkehrt. Eine Faustformel der Experten lautet: Zehn Prozent des Bruttogehalts sollten für die Altersvorsorge zurückgelegt werden. «Das wäre optimal - das muss man aber auch durchhalten können», sagt Michael Huber vom Vermögenszentrum Frankfurt. Damit das gelingt, sollte die monatliche Beitragssumme nicht zu hoch liegen. «Fangen Sie klein an, aber fangen Sie an», sagt auch Michael Hauer vom Institut für Vorsorge und Finanzplanung. Und das bedeutet: Nicht alles auf einmal zu wollen.

SCHRITT EINS: Den Dispo ausgleichen. Die wichtigste Voraussetzung, die Altersvorsorge anzugehen, sind schwarze Zahlen auf dem Konto. «Wenn Sie wirklich kein Geld haben und Ihr Konto häufig im Minus ist, dann sparen Sie bitte», sagt Edda Castelló, Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. «Altersvorsorge macht keinen Sinn, wenn man im Dispo ist.» Außerdem sollte als eiserne Reserve zunächst ein kleines Liquiditätspolster her, bevor langfristig Geld auf die hohe Kante wandert, sagt Michael Huber vom Vermögenszentrum in Frankfurt/Main, einem unabhängigen Beratungsinstitut. Die Größenordnung beträgt etwa drei Netto-Monatsgehälter.

SCHRITT ZWEI: Bevor es ans Sparen geht, müssen außerdem erst die großen Risiken abgesichert sein. Krankenversicherung und Haftpflicht sind der Mindestschutz, ebenso sollte eine Berufsunfähigkeitsversicherung her. Denn nur, wer auch bei Berufsunfähigkeit monatlich Geld bekommt, kann über Jahrzehnte mit Sicherheit etwas für den Ruhestand zurücklegen. Schon für 20 bis 50 Euro im Monat könne man für die Rente sparen, sagt Castelló.

SCHRITT DREI: Die Altersvorsorge sollte stufenweise geplant werden. Auf der untersten Stufe sollten die staatliche Riester- Förderung und Zuschüsse vom Arbeitgeber genutzt werden. Zuerst erkundigt man sich am besten am Arbeitsplatz nach einer betrieblichen Altersvorsorge. Attraktiv sind vor allem diejenigen Angebote, bei denen der Betrieb die Vorsorge bezuschusst. Trotzdem muss im Einzelfall geprüft werden, ob sich das Angebot lohnt.

«Teilweise sind die Produkte so teuer, dass sich auch die Zulagen nicht lohnen. Schließen Sie also nicht blind einen Vertrag ab», sagt Edda Castelló. Nachrechnen, rät auch Huber: «Falls der Arbeitgeber die Altersvorsorge nicht finanziell unterstützt, sollte man eher andere Sparformen suchen.» Die Riester-Rente ist eine weitere Möglichkeit, mit wenig Kapital für das Alter vorzusorgen. Die Voraussetzung dafür ist ein sozialversicherungspflichtiger Job.

Wer dann vier Prozent seines Vorjahres-Bruttoeinkommens einzahlt, erhält als Single pro Jahr 154 Euro Zulage vom Staat - weniger Einzahlung bedeutet Abzüge bei der Förderung. Hartz IV-Empfänger müssen mindestens 60 Euro im Jahr zahlen, um die volle Zulage zu erhalten. Dabei wird eines deutlich: «Man kann mit relativ wenig Eigengeld eine prima Zulage und Rendite erwirtschaften. Je weniger man verdient, desto besser ist die Rendite», sagt Castelló.

Riestern können Arbeitnehmer auf mehreren Wegen: Entweder wird das Geld in einem Fonds-Sparvertrag angelegt, in einem Banksparplan oder als Lebensversicherung. Castelló rät den meisten aus Kostengründen zu den Bank- und Fondssparplänen. Wer jung mit dem Sparen beginnt, gleiche das Risiko der Fondsanlage durch die lange Laufzeit wieder aus - dafür ist die Rendite höher.

SCHRITT VIER: Erst wenn dann noch Geld übrig ist, bieten sich weitere Anlagen an - eine Rentenversicherung, Aktien oder weitere Fondsinvestments, sei es als Einmaleinzahlung oder als Sparplan. Welcher Anbieter dabei der richtige ist, ist schwer pauschal zu beantworten, sagt Michael Hauer vom Institut für Vorsorge und Finanzplanung in Altenstadt an der Waldnaab (Bayern). Er rät, bei allzu vollmundigen Versprechen vorsichtig zu sein. «Es gilt das Gesetz: Man bekommt keine außergewöhnliche Rendite ohne ein außergewöhnlich hohes Risiko.»