Genau hinsehen bei ethischen Investments

Sie heißen Ökovision, Responsibility Fonds oder Pro Vita, und sie locken immer mehr Anleger: Investments, die neben dem Profit auch auf Werte setzen, so genannte Ethikfonds. Die einen ziehen erneuerbare Energien vor, andere wollen nicht an Kinderarbeit verdienen, wieder andere stecken ihr Geld nicht in die Tabakindustrie.

[AD 107]

Untersuchungen zeigen, dass Anleger mit diesen Produkten anständig verdienen können, und das im doppelten Wortsinn. Doch wer neben einem prallen Geldbeutel auch ein ruhiges Gewissen haben möchte, muss vor dem Gang zur Bank genau hinsehen.

«Ein Vorteil von nachhaltigen Geldanlagen gegenüber konventionellen Anlageprodukten ist die innere Befriedigung, die sie geben», heißt es beim Forum Nachhaltige Geldanlage (Forum NG). Diese Befriedigung muss nicht einmal teuer erkauft sein. Geht es um die Rendite, können ethische Investments mit konventionellen Anlageformen mithalten, sagt Michael Schröder vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim.

Experten warnen jedoch vor Euphorie. Viele Fonds seien noch zu klein, Banken hielten sie lediglich, um Erfahrungen damit zu sammeln oder um ihr Renommee aufzubessern, sagt Carsten Krebs, der für den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) im Anlageausschuss eines nachhaltigen Aktienfonds sitzt.

In dem im Oktober erscheinenden «Jahrbuch Ökologie 2007» warnt Krebs: «Die hehren Ansprüche mancher "nachhaltigen" Anlagekonzepte werden dem Ziel, ökologische, soziale und ethisch vertretbare Aktien im Portfolio zu haben, nicht immer gerecht.» Etiketten wie «eco», «sustainable», «ökologisch», «sozial» und «nachhaltig» garantierten noch keine Unterschiede zu konventionellen Aktienfonds.

Eine allgemein gültige Definition dessen, was unter ethischen, ökologischen und sozialen Auswahlkriterien für die Geldanlage zu verstehen ist, habe sich bislang nicht durchgesetzt, sagt Paschen von Flotow, Leiter des Instituts für Ökologie und Unternehmensführung an der European Business School in Oestrich-Winkel (Hessen). Jeder Fonds-Manager definiere diese anders.

«Sie sollten sich nicht einfach auf das Urteil ihres Bankberaters verlassen», rät von Flotow. Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte die Jahresberichte der Fonds lesen. «Das gibt zwar keine Sicherheit für die Zukunft, ist aber eine sichere Information über die Vergangenheit.»

«So ethisch unangreifbar wie es bisweilen klingt, sind viele Nachhaltigkeitsfonds eben nicht», ergänzt Krebs. Im Portofolio eines vermeintlich grünen Fonds könne schnell ein Chemiekonzern landen, etwa wenn die Manager nach dem «Best-in-class»-Verfahren vorgehen. Aktien müssen dann nicht von rundum umweltfreundlichen Unternehmen kommen, sondern lediglich von den umweltfreundlichsten innerhalb einzelner Branchen.

Die meisten Fonds arbeiten auch mit Ausschlusskriterien. Damit verbieten sie sich, Geld etwa in die Rüstung oder die Atomenergie zu stecken. Der BUND-Experte warnt jedoch: «Manche Fonds wenden Negativkriterien erst ab bestimmten Schwellenwerten an.» Längst nicht alle überprüften auch die Tochterunternehmen und Beteiligungen des Portfolio-Kandidaten.

Hinweise über die Investments geben außerdem die Bewertungen von Rating-Agenturen. Doch auch die Kriterien der jeweiligen Agentur sollte sich ein Anleger vorab ansehen, rät Schröder. «Manche Website informiert da recht ausführlich.»

Ähnlich dem DAX, der die 30 größten deutschen Konzerne abbildet, gibt es inzwischen auch Indizes, die Unternehmen nach ihrer Nachhaltigkeit zusammenstellen. Zahlreiche Ethikfonds orientieren sich an einem solchen Index, etwa dem Dow Jones Sustainability Index. Unternehmen, die aufgenommen werden wollen, müssen in einem Fragebogen unter anderem beantworten, welche Ziele das Unternehmen verfolgt oder wie Korruption vermieden wird. Andere Indizes sind der FTSE4Good-Index und der Naturaktien-Index mit 25 internationalen Werten.

Auch wer Aktien einzelner Unternehmen kaufen will, kann sich an solchen Indizes orientieren, indem er prüft, ob der Kandidat den Sprung in die Auswahl geschafft hat. «Praktisch alle großen DAX-Unternehmen bemühen sich, in die Nachhaltigkeitsindizes hineinzukommen», sagt Schröder. Manche Unternehmen informieren in eigenen Nachhaltigkeitsberichten darüber, was sie für den Umweltschutz tun oder wie sie mit älteren Beschäftigten umgehen.

Dies bleiben jedoch Selbstauskünfte, unabhängige Berichte sind selten. Das Forum NG rät Anlegern daher, die Latte nicht zu hoch anzulegen. «Unternehmen oder Projekte, die in jeder nur denkbaren Hinsicht der Umwelt und der Gesellschaft ausschließlich Vorteile bringen, dürften auch bei intensiver Recherche kaum zu finden sein.»

Internet: www.nachhaltiges-investment.de, www.forum-ng.de.