Durchblick beim Fondskauf

Investmentfonds sind beliebte Anlageprodukte. Rund 6000 Publikumsfonds stehen in Deutschland zur Auswahl. Da ist es nicht leicht, den oder die richtigen für das eigene Depot zu finden. Bei der Auswahl helfen Vergleiche der Leistungs- und Risikokennzahlen sowie Analystenbewertungen, die so genannten Ratings.

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«Zunächst sollte man klären, wie hoch die eigene Risikotoleranz ist und welche Anlagedauer beabsichtigt wird», rät Tom Friess vom Vermögenszentrum (VZ) München. Zurückhaltende Anleger, die ihr Geld nach wenigen Jahren zum Immobilienkauf verwenden wollen, sollten einen Rentenfonds oder einen Mischfonds, der in Aktien und Anleihen investiert, in Betracht ziehen. Wer auf seinen Spargroschen mindestens fünf bis zehn Jahre verzichten kann und ein gewisses Risiko nicht scheut, sollte die höheren Renditechancen von Aktienfonds nutzen, erklärt der Wertpapierexperte.

Die Wahl der Märkte ist ebenfalls entscheidend. «Wer sich eine Basis für sein Depot aufbauen will, greift zu etablierten, international oder in Europa investierenden Fonds», empfiehlt Karin Baur, Fondsexpertin bei der Stiftung Warentest in Berlin.

Das Fonds-Angebot lasse viele taktische Spielräume, sagt Tom Friess. Manche Fonds setzen etwa auf die «Value»-Strategie, kaufen also nur Aktien großer etablierter Unternehmen. Bei der «Growth»-Variante werden schnell wachsende Unternehmen bevorzugt. Andere Papiere legen den Schwerpunkt auf bestimmte Länder und Branchen. «Solche Fonds sind generell riskanter», sagt Karin Baur, die als Redakteurin bei der Zeitschrift «Finanztest» arbeitet.

In der Regel bleiben nach dieser Auswahl noch viele Wertpapiere übrig. Ein Vergleich bestimmter Leistungs- und Risikokennzahlen hilft bei der weiteren Bewertung. «Interessant ist, wie sich der Wert eines Fonds im Vergleich zu der Gruppe entwickelt hat, in der er eingeordnet ist», erklärt Tobias Schmidt vom Fondsanalysehaus Feri. Zudem sollte darauf geachtet werden, ob der Fondsmanager mit seiner Aktienauswahl den zu Grunde gelegten Vergleichsmaßstab, zum Beispiel einen Aktienindex, geschlagen hat. Eine hohe «Outperformance» zeichne einen guten aktiv gemanagten Fonds schließlich erst aus, so Schmidt. Sonst könne der Anleger gleich zu einem passiven Produkt greifen, das nur einen Index abbildet.

Ein Vergleichszeitraum über wenige Monate oder ein Jahr sagt wenig aus. «Drei oder fünf Jahre sollte der Fonds schon existieren. Dann hat er verschiedene Marktphasen hinter sich und bewiesen, ob er auch in schlechten Zeiten gut läuft», erklärt «Finanztest»-Redakteurin Karin Baur. Eine einmalige Spitzenposition reicht nicht. «Nur wenn ein Fonds dauerhaft etwa im oberen Viertel liegt, hat er seine Qualität bewiesen», erläutert Analyst Schmidt.

Hohe Renditechancen werden in der Regel mit Risiko erkauft. Die so genannte Volatilität gibt an, wie stark der Kurs ins Plus oder ins Minus ausgeschlagen hat. Bei stark schwankenden Fonds besteht die Gefahr, gerade auf kurzer Sicht die richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkte zu verpassen, erläutert Tobias Schmidt. Hilfreich kann ein Blick auf den «maximalen Verlust» sein, der den stärksten Wertrückgang während eines bestimmten Zeitraums verzeichnet. «Hier kann man sich fragen: "Hätte ich das verkraftet?"», so Karin Baur.

Versierte Anleger schauen auch auf Kennzahlen wie die Sharpe Ratio. Sie setzt Wertentwicklung und Volatilität ins Verhältnis. Je höher die Zahl, desto mehr entschädigt der Gewinn das Risiko. Haben zwei Fonds vergleichbare Daten, kann ein Kostenvergleich weiterhelfen. Die Total Expense Ratio (TER) enthält alle Management- und Verwaltungskosten. Gebühren von über zwei Prozent gelten als teuer, müssen aber im Verhältnis zur Wertentwicklung betrachtet werden. Stimmen die Prozente, darf es auch etwas teurer sein, so Tobias Schmidt.

Kennzahlen zu den Fonds veröffentlichen die Fondsgesellschaften in regelmäßig aktualisierten Datenblättern. Internet-Angebote wie «OnVista.de» ermöglichen kostenlosen Zugang zu Datenbanken. Hilfreich ist ein Blick auf Ratings. Analysehäuser wie Standard & Poor's, Morningstar, Feri oder Sauren sondieren in Deutschland den Markt und beurteilen Fonds oder ihre Manager nach unterschiedlichen Kriterien und Bewertungssystemen. Je mehr Sterne verteilt werden, desto besser, auch ein «A» spricht eher für die Fondsgüte als ein «E».

«Fonds-Ratings vereinfachen die Auswahl für den Anleger, weil viele wichtige Indikatoren zu einer einzigen Kennzahl zusammengefasst werden», sagt Tobias Schmidt. Die Urteile der Finanz-Agenturen sind allgemein anerkannt, Investmentgesellschaften werben gern mit guten Bewertungen. Gleichwohl gilt: Die aus historischen Daten und Befragungen gezogenen Schlüsse gelten nicht automatisch für die Zukunft. Sie stellen daher nur eine nützliche Ergänzung für die Kaufentscheidung dar, sagt VZ-Experte Friess.

Um sich eine Meinung zu bilden, sollten stets mehrere Ratings zu Rate gezogen werden, rät Friess. Und ein von einer Agentur mittelmäßig beurteilter Fonds muss nicht gleich links liegen gelassen werden: «Entscheidend ist, dass der Fonds zu den Vorstellungen des Anlegers passt.»