Tipps aus dem Börsenmagazin: Nur für Kurzentschlossene

Mit den Tipps von Börsenzeitschriften können nach einer Studie der Universität Tübingen nur kurzentschlossene Anleger Geld verdienen. «Man muss sofort handeln, sobald ein Magazin erscheint», sagt der Bankwissenschaftler Andreas Walter. «Wer zaudert, verdient mit diesen Empfehlungen kein Geld mehr.»

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Bei kleineren Aktien könnten die Kauftipps der Börsenmagazine den Kurs von selbst in die Höhe treiben: «Wenn viele Kleinanleger gleichzeitig kaufen, entsteht Preisdruck - ganz egal, ob dahinter ein guter Grund oder die blinde Kaufwut steht.» Vor allem bei Nebenwerten treffen Anlagetipps der Studie zufolge oft ins Schwarze: «Erstaunlicherweise lohnen sich die Empfehlungen am ehesten bei kleineren Substanzwerten, die oft als langweilig gelten und nicht so sehr im Fokus der Öffentlichkeit stehen», sagte Walter, der in der Abteilung Bankwirtschaft der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät forscht. Solche Unternehmen seien zu klein, um ständig von Banken auf ihre Ertragsaussichten überprüft zu werden. «Die Journalisten von Börsenmagazinen sind deshalb in der Lage, zusätzliche Informationen zu schaffen - auch wenn ihre Analyse-Möglichkeiten nur rudimentär sind.»

Im Gegensatz dazu seien Empfehlungen zum Kauf von sogenannten Glamour-Aktien keine guten Ratschläge, sagte Walter: «Wenn Aktien hochgejubelt werden, stehen sie ohnehin stark im Interesse des Kapitalmarkts. Also sind bereits viele Informationen im Markt verfügbar.» Börsenzeitschriften könnten in solchen Fällen kaum Neues hinzufügen. «In der Zeit des Internet-Booms hätte man mit einer solchen Strategie sogar massiv Geld verloren.»

Die Forscher um Andreas Walter untersuchten an der Uni Tübingen die Kursentwicklung bis spätestens 20 Tage nach der Kaufempfehlung. «Eine so kurzfristige Strategie ist natürlich sehr spekulativ», warnte der Bankwissenschaftler. «Wer häufig kauft und verkauft, muss zudem hohe Handelsgebühren zahlen.» Wegen des großen Risikos dürfe die Spekulation auf Kauftipps von Börsenmagazinen «nur mit Spielgeld» betrieben werden, empfahl der Forscher. «Auf keinen Fall sollte man Geld, auf das man angewiesen ist, allein auf diese Karte setzen.»