Das richtige Girokonto finden

Wer immer noch Gebühren zahlt, ist schlecht informiert - denn der Trend geht zum Gratis-Girokonto. Immer mehr Geldhäuser bieten Gehaltskonten für lau an. Das freut sparsame Kunden - die Höhe der Kontoführungsgebühren sollte aber nicht das einzige Kriterium für die wichtigste Bankverbindung sein. Denn auch eine kostenfreie Versorgung mit Bargeld und der Dispozinssatz spielen eine wichtige Rolle.

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Wer eine Werbebroschüre für ein Gratis-Gehaltskonto in der Hand hält, sollte in erster Linie auf klein gedruckte Sonderregelungen und Sternchen-Klauseln achten. Denn häufig kommt nicht jeder in den Genuss des Nulltarifs. «Oft ist die kostenlose Kontoführung an Bedingungen geknüpft», sagt Kerstin Backofen, Finanzexpertin der Stiftung Warentest in Berlin. So gelten manche Angebote nur für Online-Kunden oder bei einem monatlichen Geldeingang zwischen 650 und 1250 Euro. 

Manchmal ist ein Durchschnittsguthaben Pflicht: «In diesen Fällen sollte das Konto nur eröffnet werden, wenn man die Forderungen dauerhaft erfüllen kann», warnt Backofen. «Vielen Geringverdienern oder Rentnern dürfte das schwer fallen.» Auch andere Haken sind zu beachten: Beim Willkommenskonto der Hypovereinsbank zum Beispiel ist der Abschluss eines Sparplans obligatorisch. Es geht aber auch anders. Weil der Markt umkämpft ist, ringen sich die Banken zunehmend dazu durch, kostenlose Girokonten ohne Wenn und Aber anzubieten. Günstige Angebote bietet unser Girokonto-Vergleich.

Vor allem regionale Institute fallen positiv auf: Bei mehreren PSD Banken und Sparda-Banken gibt es laut dem Bericht Gratiskonten sowohl für Filial- als auch für Onlinekunden - ohne besondere Voraussetzungen. Selbst Kreditkarten ohne Jahresgebühr seien inbegriffen. Auch die früher zurückhaltenden Sparkassen und Volksbanken schließen sich vereinzelt dem Trend zum Girokonto zum Nulltarif an, sagt Kerstin Backofen.

Ob Filial- oder Direktbank: «Gratiskonten gibt es inzwischen bei beiden», sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. Bestimmte Leistungen schlagen dagegen mit Gebühren zu Buche. Bareinzahlungen gestalten sich meist als schwierig, ebenso sehr hohe Auszahlungen, die das Maximum an den Geldautomaten übersteigen, erläutert Sigrid Herbst von der unabhängigen Finanzberatung FMH in Frankfurt/Main.

Wer aber sein Konto nicht online führen will, über einen zu geringen Geldeingang verfügt oder in der falschen Region wohnt, wird wohl weiter Kontogebühren zahlen müssen. Um das günstigste Angebot zu finden, ist ein mühsamer Vergleich der Preis- und Leistungsverzeichnisse der Banken nötig. Auch Tarifrechner im Internet helfen weiter. Dieser Aufwand kann Geld sparen - im besten Fall mehr als 200 Euro im Jahr, hat Stiftung Warentest herausgefunden.

«Wer bei einer Filialbank mehr als 80 Euro und bei einer Direktbank mehr als 40 Euro Kontoführungsgebühr im Jahr zahlt, sollte über einen Wechsel nachdenken», rät Kerstin Backofen. Sie empfiehlt zudem, die Gebühren beispielsweise durch den Gebrauch des Kontoauszugsdruckers und Selbstbedienungsterminals gering zu halten. Denn jeder Handschlag, den das Bankpersonal erledigt, erhöhe die Kontokosten. Keine oder geringe Kontoführungsgebühren sind aber ein schwacher Trost, wenn Kosten für das Geldabheben oder Autofahrten zum nächsten Automaten die Ersparnis auffressen.

Denn gratis ist die Bargeldbeschaffung nur an bankeigenen Automaten oder denen von verbündeten Banken - das Benutzen von Fremdautomaten schlägt pro Vorgang bisweilen mit 4 bis 7 Euro zu Buche. Das bundesweit größte Netz bieten die Sparkassen mit mindestens 21 000 Automaten. Dahinter folgen die Volks- und Raiffeisenbanken mit rund 18 000 Stück. Über mehr als 7 000 Automaten verfügt die «Cash Group», zu der sich Commerzbank, Deutsche Bank, Dresdner Bank, Hypovereinsbank, die Postbank und deren Tochterbanken zusammengeschlossen haben.

Rund 2300 Automaten stellen die Partner des «Cash Pools» aus Citibank, SEB, Sparda-Banken, BBBank, NetBank, Santander Consumer Bank und einigen anderen zur Verfügung. Wenig attraktiv waren lange Girokonten von Direktbanken, die keinem flächendeckenden Automatennetz angehören. Die Deutsche Kreditbank AG bietet mit dem DKB-Cash-Konto die Möglichkeit, an allen Geldautomaten weltweit mit der DKB-VISA-Card kostenlos Bargeld abzuheben.

Nicht gänzlich außer Acht lassen sollten Kunden die Zinsen für Girokonto-Guthaben, empfiehlt Niels Nauhauser. Umgekehrt stellt der Dispozins für diejenigen ein Kriterium dar, die ihr Girokonto des Öfteren überziehen. Laut FMH liegt die Spanne derzeit zwischen 7 und 14 Prozent. «Man weiß nie, ob man mal den Dispo braucht», warnt Sigrid Herbst. «Deshalb sollte man aufpassen, dass der Satz nicht im oberen Bereich liegt.»

Direktbanken - Zusatzleistungen kosten

Zusatzleistungen sind bei Direktbanken oft nicht ohne Gebühren zu haben. So müssten Verrechnungsschecks per Post an das Kreditinstitut geschickt werden - und die Buchung geht nicht immer gebührenfrei über die Bühne, sagt Sigrid Herbst von der unabhängigen Finanzberatung FMH in Frankfurt/Main. «Wenn einmal ein Scheck eingelöst wird, ist das kein Problem. Kommt es öfter vor, wird die Direktbank sich das bezahlen lassen - denn der Aufwand ist nicht vorgesehen.»