«Riestern» für das Alter noch attraktiver

Während Ex-Bundesarbeitsminister Walter Riester vielen Menschen gar nicht mehr bekannt ist, wird die nach ihm benannte «Riester-Rente» langsam populärer. 

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Beim Abschluss von Neuverträgen gelten seit 2006 gleiche Tarife für Frauen und Männer - bislang zahlten Männer auf Grund ihrer geringeren Lebenserwartung weniger. «Die Einführung der Unisex-Tarife wird sich insbesondere auf geförderte private Rentenversicherungen auswirken», sagt Peter Ziegler vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Berlin. Für die anderen beiden Anlagemöglichkeiten innerhalb des Riesterkonzepts - Investmentfonds und Banksparpläne - werden sich die Tarife voraussichtlich nicht wesentlich ändern.

Der Staat fördert die freiwillige Altersvorsorge neben der Zulage auch durch steuerliche Abzugsfähigkeit. Pro Jahr lassen sich 575 Euro absetzen. Bei Verheirateten genügt es, wenn ein Ehegatte die Voraussetzungen erfüllt, dann erhält auch der andere die Förderung, wenn er einen eigenen Vertrag abschließt. «Der nicht berufstätige Ehepartner bekommt aber nur dann die volle Zulage, wenn der Mindesteigenbetrag von dem förderberechtigten Ehegatten gezahlt wird», erklärt Thomas Bieler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Für nicht pflichtversicherte Selbstständige lohnt sich die Riester-Rente nicht. Auch Pflichtversicherte in einer berufsständischen Versorgungseinrichtung werden nicht gefördert. Hierzu gehören Ärzte, Apotheker, Rechtsanwälte, Notare und Architekten. «Abgesehen von der Rürup-Rente gibt es für diese Gruppe keine staatlich geförderte Alternative», sagt Bieler. «Vor Abschluss einer Rürup-Rente sollten die Betroffenen jedoch unbedingt mit ihrem Steuerberater prüfen, ob sie tatsächlich von einem Abschluss profitieren.»

Welche Anlageart für Riestersparer sinnvoll ist, hängt ebenfalls von der persönlichen Situation ab. Bei einem Banksparplan wird ein Guthaben mit variabler Verzinsung angespart. Dabei kann der Zinssatz von der Laufzeit oder dem Sparbetrag abhängig sein oder sich nach einem Referenzwert wie der Umlaufrendite festverzinslicher Anleihen richten. «Bei dieser Anlageform besteht nur ein sehr geringes Risiko», sagt Ziegler vom Bundesministerium für Arbeit. «Allerdings wachsen die Erträge auch nur langsam.» Banksparpläne eignen sich besonders für ältere Anleger, deren Ansparzeitraum kürzer ist. Auch wer auf Nummer Sicher gehen will, liegt mit dieser Variante richtig.

Die private Rentenversicherung verbindet Kapitalanlage und Versicherung. Die Beiträge werden dabei in der Regel mit einer garantierten Mindestverzinsung angelegt. Diese liegt aktuell bei 2,75 Prozent. Hinzu kommen können Überschussbeteiligungen, die jedoch nicht garantiert sind. Finanzexperte Bieler rät, unbedingt die Tarife zu vergleichen. «Je nach Anbieter können die Gesamtkosten bei 7 bis über 20 Prozent der Beiträge liegen», sagt er. Private Rentenversicherungen haben allgemein ein eher geringes Risiko und mittlere Ertragschancen. Sie eignen sich besonders für jüngere sicherheitsbewusste Anleger.

Bei den Fondssparplänen ist eine Mindestrendite nicht garantiert. «Lediglich der Kapitalerhalt muss bei geförderten Produkten zum Vertragsablauf zugesagt werden», sagt Bieler. Zwischenzeitlich seien Verluste wegen den Schwankungen an den Kapitalmärkten möglich.

Die Chance auf eine hohe Rendite hängt - genau wie das Verlustrisiko - von der Mischung des Fonds ab, ist jedoch höher als bei Banksparplänen und privaten Rentenversicherungen. Kosten entstehen durch Ausgabeaufschläge beim Kauf sowie durch Verwaltungs- und Depotgebühren. Fonds mit hohem Aktienanteil sind eher für jüngere risikofreudige Anleger geeignet, weil hier ausreichend Zeit ist, vorübergehende Kursverluste wieder auszugleichen.

Bei der Auswahl eines Riesterfonds sollte sich der Anleger daher fragen, wie viel Risiko er eingehen möchte, rät Analystin Natalia Siklic von der Fondsbewertungs-Agentur Morningstar. Zu Anlegern mit höherer Risikoneigung passten Produkte, bei denen die Einzahlungen weitgehend in Aktienfonds investiert. «Weniger risikofreudige Anleger sollten eher zu Lebenszyklusmodellen greifen.» Dabei werden verstärkt Anlagen in Rentenpapieren beigemischt.

Ein Wechsel zwischen den verschiedenen Riesterverträgen ist laut Verbraucherschützer Bieler durchaus möglich. «Ist der Riesterfonds gut gelaufen, kann sich der Kunde die positive Wertentwicklung beispielsweise durch den Wechsel in einen Banksparplan auch langfristig sichern», sagt er.

Experten bewerten die Riester-Rente insgesamt sehr positiv. Dabei müssen sich die Anleger bewusst sein, dass ihr angelegtes Kapital bis zur Rente gebunden ist. «Wer die staatliche Förderung langfristig in Anspruch nehmen will, kann mit dem Vertragskapital nicht machen, was er will, ohne die Förderung zu verlieren», warnt Finanzexperte Bieler. «Der Staat will schließlich nur die Altersvorsorge fördern - und nicht Luxusanschaffungen im Alter.»

Vorsicht: Kosten können Riester-Zulagen auffressen

Wer den falschen Riester-Vertrag abschließt, hat von der staatlichen Förderung möglicherweise gar nichts. Denn es kann sein, dass die Verwaltungskosten des Versicherers die Zuschüsse auffressen. Darauf weist die Verbraucherzentrale Hamburg hin. Es sei sogar möglich, dass die Kosten das Angesparte anknabbern.

Die Verbraucherschützer berichten von einem Fall, bei dem ein Mann einen geförderten Sparvertrag bei einer Lebensversicherung abschloss. Für 2005 wurden ihm 111,17 Euro für Verwaltungskosten abgezogen - die Zulage vom Staat betrug dagegen nur 76 Euro. Und im Jahr darauf belief sich der Kostenabzug auf 164,68 Euro, bei einer Zulage von 114 Euro. Die Verbraucherschützer raten daher, bei der Auswahl des Riester-Vertrags unbedingt auf niedrige Verwaltungskosten zu achten. Bank- oder Fondssparpläne böten diese Möglichkeit eher als Rentenversicherungen.