Bei geförderten Verträgen richtig auswählen

Riester, Rürup, betriebliche Vorsorge: Um den Deutschen das Sparen für das Alter schmackhaft zu machen, zahlt Vater Staat in vielen Fällen etwas dazu. Die Förderung allein sollte aber kein Grund für einen Vertragsabschluss sein. Vielmehr raten Experten dazu, die vielen verschiedenen Produkte zu vergleichen und ein passendes auszuwählen. Der Arbeitsplatz, die Familienplanung, die Vermögenssituation, Pläne für Anschaffungen und die persönliche Risikobereitschaft sind dabei wichtige Faktoren.

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Unter den drei staatlich geförderten Anlagen hat die Riesterrente bei Experten einen besonders guten Ruf. «Die Riesterrente hat kaum Nachteile. Sie ist für nahezu jeden Anleger geeignet, selbst wenn er nicht sicher ist, in Deutschland bleiben zu wollen - oder wenn er später doch noch das Kapital entnehmen möchte», sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. «Die Förderung ist für Familien mit Kindern wegen der Zulagen interessant, für Gutverdiener sind Steuervorteile attraktiv.»

Generell gilt bei der Vorsorge: Je jünger der Sparer ist, desto höher kann die Aktienquote sein. Deshalb empfiehlt Finanzexperte Michael Wortberg von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz Berufseinsteigern Riester-Fondssparpläne. «Diese Fonds sind aber auch für Sparer jenseits der 40 geeignet, weil sie der Altersklasse angepasst werden und dann verstärkt in Festverzinsliche investieren.»

Wer 50 Jahre und älter ist, sollte nach Wortbergs Empfehlung zu den auf Sicherheit ausgerichteten Banksparplänen greifen. Auch Stephanie Zipp von der Stiftung Warentest in Berlin sagt: «Die beste Lösung sind Riesterverträge, weil die Förderung aus Steuerersparnissen und Zulagen die meiste Förderrendite bringt.»

Nur die Riesterverträge bekommt nicht jeder. «Abschließen können diese Verträge Angestellte, Beamte und alle, die mit einem Arbeitnehmer verheiratet sind», erklärt Zipp. Selbstständige müssen dagegen auf die auf sie zugeschnittenen Rürup-Produkte ausweichen. Der Nachteil von Riester ist zudem: Nur relativ geringe Beiträge werden gefördert. Dieses Jahr beträgt der Höchstbetrag, der zusammen mit der Zulage vom Staat gefördert wird, 1575 Euro.

Eine Alternative ist Rürup. «Diese Verträge haben den Vorteil, dass sie jeder bekommt: Selbstständige und Arbeitnehmer.» Außerdem ist es möglich, vergleichsweise hohe Summen zurückzulegen. Am meisten können Selbstständige mit Förderung einzahlen: Bis zu 12 800 Euro sind in diesem Jahr bei Ledigen drin, 25 600 Euro bei Verheirateten. «Die Förderung besteht hauptsächlich aus Steuerersparnissen. Dabei können höchstens 64 Prozent als Sonderausgaben abgesetzt werden», erklärt Finanzexpertin Zipp.

Aber auch die Rürup-Rente - auch Basisrente genannt - hat ihre Nachteile: «Das Geld wird verbindlich und ausschließlich in eine Rentenversicherung angelegt - eine Kapitalentnahmemöglichkeit besteht nicht», erläutert Nauhauser. Das bedeutet, dass der angesparte Betrag nicht in einer Summe ausgezahlt werden kann, sondern immer als monatliche Rentenzahlung ausgeschüttet wird. Der Gesetzgeber wollte so dafür sorgen, dass das Geld in jedem Fall zur Altersvorsorge verwendet wird.

Außerdem darf der Betrag nicht vererbbar und beleihbar sein. Die Rendite hängt von der steuerlichen Situation heute, in den kommenden Jahren und im Ruhestand ab - sowie von der eigenen Lebenserwartung. «Das sind zu viele Unbekannte, auf die sich Verbraucher verständlicherweise nicht einlassen möchten», sagt Nauhauser. «Positiv ist, dass seit Jahresanfang auch Fondssparpläne und Banksparpläne im Rahmen der Rürup-Rente förderfähig sind.»

Der Experte rät daher abzuwarten, welche weiteren Angebote auf den Markt kommen. Weitere Nachteile von Rürup: Die Rente schneide bei der Angehörigenabsicherung sehr schlecht ab, erklärt Michael Wortberg. «Die richtig guten Anbieter haben hier bislang keine Absicherung für die Angehörigen.»

Die dritte Form, mit der sich der Staat am Vermögensaufbau für das Alter beteiligt, ist die betriebliche Altersvorsorge. Diese wird vor allem über Steuervorteile gefördert und ist für Spitzenverdiener günstig. Allerdings kann sie für Verbraucher Nachteile haben, wenn diese den Arbeitgeber wechseln und das Kapital mitnehmen möchten. «Der Grund ist, dass sehr viele betriebliche Altersvorsorgeverträge gezillmert sind. Das bedeutet, dass die ersten Beiträge zur Deckung der Abschlusskosten verwendet werden», sagt Nauhauser. Hinzu kommt: Bei der betrieblichen Altersvorsorge werden später nicht nur Steuern, sondern auch Sozialabgaben fällig.

Für alle drei staatlich geförderten Anlagen gilt: Sie sind in den letzten Jahren des Berufslebens besonders günstig. «Die Förderung verteilt sich dann auf wenige Jahre Laufzeit und ist dadurch sehr hoch», erklärt Zipp. Doch keine von ihnen muss unbedingt sein: «Gerade in der Gruppe 35 bis Mitte 40 gibt es schon Fälle, die mit Fonds, Lebensversicherung und womöglich noch mit einer betrieblichen Versicherung ausreichend vorgesorgt haben. Man kann sich auch überversichern.»

Die Riester-Förderung gilt auch für Berufstätige, die in Deutschland wohnen und in Nachbarländern arbeiten. Darauf weist die Initiative «Altersvorsorge macht Schule» in Berlin hin, die unter anderem von der Bundesregierung und der Deutschen Rentenversicherung getragen wird. Voraussetzung für den staatlichen Zuschuss sei, dass der Arbeitnehmer seine Einkommenssteuer in Deutschland entrichtet und in die gesetzliche Rentenversicherung an seinem Arbeitsort einzahlt.