Riester-Wechsel kann Minus bedeuten
Die Kosten für Abschluss und Verwaltung von Riester-Rentenversicherungen zehren die staatlichen Zulagen teilweise auf. Unter Umständen bleiben vor allem in den ersten Jahren sogar große Teile der Sparzulage bei den Anbietern hängen und wandern somit nicht auf das Altersvorsorge-Konto des Einzahlers. Das geht aus einer Auswertung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart hervor, die Fälle aus ihrer Beratungspraxis dokumentiert hat. Für die Rente bleibt dann ein unter Umständen deutlich geringerer Betrag.
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Die Zulagen kämen sogar «in der Masse» nicht der Altersvorsorge zugute, sagt Referent Niels Nauhauser. Denn viele Verbraucher hätten Produkte, die nicht kostengünstig sind. Dazu zählten vor allem die Rentenversicherungen, aber auch Fondssparpläne. Bei den untersuchten Beispielen handelt es sich ausschließlich um Rentenversicherungen. Es können aber auch Bank- und Fondssparpläne im Rahmen der Riester-Regelung gefördert werden.
Für den Fall einer 28-jährigen Frau haben die Verbraucherschützer ausgerechnet, dass sie bei Einzahlungen von 2100 Euro pro Jahr in eine fondsgebundene Rentenversicherung bis zum 64. Lebensjahr ein Kapital von rund 200 000 Euro anhäufen würde. Die Kosten schmälerten die Summe aber auf rund 122 000 Euro. Die Rente wäre ohne Kosten also um mehr als die Hälfte höher. Dabei wurde anhand der Einzahlungen und der Angaben aus dem Vertrag der Frau auf die Gesamtlaufzeit hochgerechnet.
In einem anderen Beispiel war die eingezahlte Jahresbeitragssumme von 1188 Euro - pro Monat 99 Euro - mit 519 Euro Abschluss- und Verwaltungskosten belastet. Das ist eine Kostenquote von rund 44 Prozent, wie Nauhauser vorrechnet. Wer angesichts einer solchen Jahresstandmitteilung sein Recht auf einen Anbieterwechsel in Anspruch nimmt, könne im schlimmsten Fall aber sogar fast das gesamte eingezahlte Kapital verlieren.
Das zeige ein Fall, in dem 88 Prozent der eingezahlten Summe aus Beiträgen und Zulagen bei der Übertragung weg waren. Dabei hatte ein 30-jähriger Mann seinen Riester-Anbieter nach drei Jahren Laufzeit gewechselt. Dennoch rät Nauhauser Sparern mit teurem Vertrag, möglichst früh durch einen Anbieterwechsel die Weichen besser zu stellen.
In Deutschland gibt es der Verbraucherzentrale zufolge rund elf Millionen Riester-Sparer. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin betont angesichts der Berechnungen, es könne nicht sein, dass die Dienstleistung der Versicherer umsonst zu haben ist: «Beratung muss etwas kosten», sagte Sprecher Peter Schwark.
In den meisten Fällen seien außerdem Jahresmitteilungen aus den ersten Vertragsjahren betrachtet worden. In diesen sei die Kostenquote höher, weil die Abschlusskosten bei Rentenversicherungen auf die ersten fünf Jahre gestreckt einbehalten werden.
Verbraucherschützer Nauhauser kritisiert mangelnde Vorgaben durch den Gesetzgeber: «Wenn man die Altersvorsorge privatisiert, muss man auch darauf achten, dass der Markt funktioniert.» Die Riester-Rente wurde vom Gesetzgeber geschaffen, um die private Vorsorge staatlich zu fördern. Der Erhalt der eingezahlten Beiträge und der staatlichen Zulagen ist bei Riester-Verträgen garantiert.