Welcher Bank trauen?

Im weltweiten Finanzsystem hat es gewaltig gekracht. Pleiten und Fusionen machen Schlagzeilen, vertraute Namen verschwinden. Viele Sparer suchen jetzt nach langfristiger Sicherheit und fragen sich angesichts der Turbulenzen, worin sich Banken jenseits von Zinsen und Kontogebühren unterscheiden. Ein Blick in die Geschichte hilft dabei: Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Privatbanken haben Wurzeln, die das Geschäft bis heute prägen.

[AD 107]

Ein klarer Wegweiser können die unterschiedlichen Modelle heute zwar möglicherweise nicht mehr sein - und zu starrer Verbundenheit sollte eine Philosophie auch nicht führen, sagt Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Er empfiehlt vielmehr, je nach gewünschtem Produkt kühl zu kalkulieren: Festgeld hier, Depot da, Girokonto dort - je nach Gebühr oder Verwaltungsaufwand. Und er rät, keine Scheu vor einem Wechsel zu haben.

Aber nach der Finanzkrise steht fest: Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben durch die Kurseinbrüche und das Gefühl der Unsicherheit neuen Kundenzulauf erhalten, das ergab eine Umfrage der «Süddeutschen Zeitung». Sparkassen entstanden vor etwa 200 Jahren «aus dem Gedanken der bürgerlichen Selbstverwaltung heraus», erläutert Michaela Roth vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) in Berlin. Die von Bürgern gegründeten Kassen sammelten einst das Geld «kleiner» Leute ein, legten es an und verschafften so den Sparern ein finanzielles Polster.

Aus den Einlagen wurden auch Kredite an ortsansässige Handwerker und Gewerbetreibende vergeben. «Dieses Geschäftsmodell hat sich im Kern bis heute erhalten.» Den Marktanteil bei Handwerker-Krediten beziffert der Verband heute auf fast 69 Prozent, bei Unternehmerkrediten auf 43 Prozent. Mehr als die Hälfte der Haushalte in Deutschland lässt demnach das Hauptkonto von einer der bundesweit 443 Sparkassen führen.

Träger der modernen Sparkassen sind die Kommunen. Kämen die öffentlich-rechtlichen Institute in Schieflage, würden Städte und Landkreise in die Bresche springen. Außerdem soll die Konstruktion vor Übernahmen durch private Investoren schützen. In den Regionen treten die Banken außerdem als Sponsoren für Kunst, Kultur und Sport auf - «Gemeinwohlgedanke» nennt das der DSGV, und er ist in den Sparkassengesetzen der Länder festgeschrieben.

Die Genossenschaftsbanken gehen unter anderem auf einen im 19. Jahrhundert gegründeten «Vorschussverein» zurück. Er griff Gewerbetreibenden und Kleinunternehmern unter die Arme, weil diese damals kaum Kredite bekamen. Im «Vorschussverein» halfen Mittelständler sich gegenseitig mit Geld aus. Daraus entwickelte sich der Begriff der Volksbank. Heute kann jeder Kunde Genossenschaftsanteile kaufen: «Sie werden Mitglied und profitieren damit von einer Dividende und Mitbestimmungsrechten», erläutert Cornelia Schulz, Sprecherin des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in Berlin. Derzeit gibt es 16 Millionen Bank-Genossen.

Die Institute sind in der Regel kleiner als die konkurrierenden Sparkassen oder Geschäftsbanken. Aufgrund des dichten Filialnetzes - 1231 Volksbanken betreiben rund 12 400 Zweigstellen - sind sie breitgestreut. Gut aufgehoben sollen sich vor allem Kunden fühlen, die intensive Beratung wollen. Statt an «Schnäppchen und Schnellgeschäft» hätten die Institute Interesse an langfristiger Zusammenarbeit, möglichst schon von Kindesbeinen an.

Existenzgründer bilden nach wie vor eine wichtige Zielgruppe. Außerdem sehen sich die Volksbanken als wichtiger Finanzierer kleiner und mittlerer Betriebe. Und zu den Genossenschaftsbanken gehören auch «grüne» Institute wie die GLS Bank oder die Ethik-Bank mit einem Schwerpunkt bei nachhaltiger Anlage.

Wenn vom großen Geld und vermögenden Kunden die Rede ist, sind allerdings meist die börsennotierten Geschäftsbanken - zum Beispiel Deutsche Bank oder Commerzbank - gemeint. Sie müssen Renditen für ihre Aktionäre erwirtschaften. Kleine Sparer seien auch hier gern gesehene Kundschaft, sagt Christian Lipicki vom Bundesverband deutscher Banken in Berlin, der rund 220 private Institute vertritt. In der Regel unterhalten diese aber nicht an jeder Ecke eine Filiale, vor allem in ländlichen Regionen sind Zweigstellen rar.

Zu ihren Stärken zählen die Geschäftsbanken die globalen Kontakte. Davon profitieren in erster Linie Unternehmen: «Die Banken begleiten bei Auslandsgeschäften, weil sie international vernetzt sind», erläutert Lipicki. Bei der Suche nach dem passenden Geldhaus aus den Reihen der Privaten rät er zu persönlichen Gesprächen zum Abklopfen von den Punkten, die dem Kunden am wichtigsten sind: Das könnten Konditionen im Zahlungsverkehr sein, die Möglichkeit zum Online-Banking oder ob sich Standards noch am Schalter erledigen lassen.

Hartmut Strube nennt auch ein dichtes Netz an Geldautomaten, mögliche Nutzungsaufpreise und Zweigstellen als wesentliche Auswahlkriterien für Kunden. Außerdem zählen für ihn Beratungsmöglichkeiten. Der Verbraucherschützer warnt aber davor, auf das bloße Wort hereinzufallen: «Beratung heißt nicht unbedingt Service, sondern oft Einstieg in den Produktverkauf.» Sparkassen und Volksbanken bilden da ihm zufolge heute keine Ausnahme.